Warum haben Frauen mit der Pille eine Blutung?

Die meisten Frauen wollen eine sichere Empfängnisverhütung und verwenden daher hormonelle Verhütungsmittel wie die Pille, den Hormonring oder -pflaster.
Als die Pille in den 1960er Jahren entwickelt wurde, orientierten sich die Forscher an dem natürlichen Zyklus der Frau, der im Durchschnitt 28 Tage umfasst, wobei starke Schwankungen häufig und normal sind. So entstanden Pillen, die diesen Zyklus imitieren sollten.
Diese Pause/Blutung basiert nicht auf einer biologischen Notwendigkeit, sondern wurde von den Erfindern der Pille aus Marketingüberlegungen eingeführt, um einen ‚natürlichen’ Zyklus nachzuahmen und damit die Akzeptanz der Pilleneinnahme unter Frauen zu erhöhen, sowie die Zulassung durch die amerikanische Gesundheitsbehörde FDA zu erleichtern. Die Gesundheitsbehörden und die Anwenderinnen würden die neue Pille vermutlich ablehnen, wenn Frauen weder schwanger werden noch die Regel hätten. Nur deshalb, sozusagen zum besseren Marketing wurde die monatliche Blutung bei hormoneller Verhütung eingeführt. Dies beschreibt der Erfinder der Pille, der Biochemiker Gregory Pincus in seiner Biographie:

The control of Fertility, 1965
Quelle: Gregory Pincus, The control of Fertility, 1965, www.muvs.org

Lesen Sie dazu die spannende Geschichte über die Erfindung der Pille:
Eine vergessene Revolution: muvs.org
Video: de.muvs.org

Ist die monatliche Blutung mit der Pille wichtig oder kann ich darauf verzichten?

Auch den heutigen Pillenpräparaten liegt dieser 28-Tage-Zyklus zugrunde. Die am häufigsten angewendeten Pillen enthalten beispielsweise 21 Tabletten in einem Blister. Nach der Einnahme der 21 Tabletten folgt eine 7-tägige Pause, das sog. einnahmfreie Intervall. (Zyklus: 21 Tage + 7 Tage =28 Tage). Es gibt auch Pillen mit 24 Tagen Tabletten und einer Pause von 4 Tagen. Andere Pillen enthalten 4 oder 7 wirkstoffreie Tabletten (Placebo), so dass jeden Tag eine Tablette eingenommen wird.

Da Frauen damals und zum Teil auch noch heute das regelmäßige Eintreten der Menstruation als natürlicher erachten, ist das 21+7-Tage-Schema das am häufigsten angewandte.
 Da es sich unter Einnahme der Pille um eine künstlich herbeigeführte, d.h. keine natürliche Monatsblutung handelt, spricht man auch von Entzugs- oder Abbruchblutung. Durch den Hormonentzug fällt der Hormonspiegel in der 7-tägigen Einnahmepause ab, die wenige Gebärmutterschleimhaut, die sich in den 21 Tagen der Pilleneinnahme aufgebaut hat, wird abgestoßen und die Blutung tritt ein. Wobei die Blutung meist schwächer ist als ohne Pille und weniger schmerzhaft.

Aus medizinischer Sicht ist die monatliche Blutung nicht notwendig.
 Nachdem die Entwicklung der letzten Jahrzehnte eine deutliche Reduzierung der Hormondosierung gebracht hat, geht der Zukunftstrend der Pille dahin, die monatliche Regelblutung überhaupt auszulassen, die heutzutage von vielen Frauen als lästig und überflüssig empfunden wird.

Nach Absprache mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin kann die Pille (nur Einphasenpräparate) im sog. Langzyklus auch ohne Pause über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Spätestens nach 6 Monaten sollte eine 4-7 tägige Pause gemacht und eine Blutung ausgelöst werden, damit die geringe, inzwischen aufgebaute Schleimhaut ausgestoßen wird. Im Langzyklus über drei bis sechs Monate reduzieren sich somit die Blutungen auf zwei bis vier Mal im Jahr.

Fragen Sie Ihre Ärztin/Ihren Arzt.
Lesen Sie auch dazu den Artikel: Menstruation_muß das sein Teil 1  Menstruation_muß das sein Teil 2

Der Langzyklus

“Langzyklus” beschreibt die Einnahme der Pille oder die Anwendung des Verhütungs-Rings oder des Pflasters ohne Unterbrechung über einen längeren Zeitraum als 21 Tage. Auch die Hormonspirale eignet sich für einen Langzyklus: Nach einjähriger Anwendung tritt im Durchschnitt nur an 1-2 Tagen pro Monat eine schwache Blutung auf. Jede 5. Anwenderin hat nach einjähriger Anwendung gar keine Blutung mehr.

Merkblatt zum Langzyklus downloaden: Merkblatt Langzyklus

Weitere Vorteile des Langzyklus:

Neben dem Vorteil, dass die Blutung nicht jeden Monat eintritt, gibt es weitere vorteilhafte Nebeneffekte, die der Langzyklus mit sich bringt:
 Beschwerden, die auf den plötzlich sinkenden Hormonspiegel am Zyklusende zurückzuführen sind, können durch die durchgehende Einnahme der Pille vermieden oder deutlich reduziert werden.
 Dazu zählen z. B.
•    Unterleibsschmerzen
•    migräneartige Kopfschmerzen
•    Stimmungsschwankungen
Medizinische Gründe, die gegen die Durchführung eines Langzyklus sprechen, sind nicht bekannt.

Die neue 3-Monats Pille

Eine Pille für drei Monate gibt es in den USA bereits seit vielen Jahren. Jetzt ist sie auch in Österreich erhältlich.

Die 4-7 tägige Einnahmepause, wodurch die Blutung ausgelöst wird, erfolgt erst nach mehreren Monaten. Die Pille wird solange, d.h. über zwei, drei oder mehrere Monate hinweg ohne Unterbrechung eingenommen. Spätestens nach 6 Monaten sollte eine 4-7 tägige Pause erfolgen, wodurch eine Blutung ausgelöst wird. Mit der Hormonspirale wird die Monatsblutung häufig kürzer, schwächer, viele Frauen haben oft gar keine Blutung mehr.
Die Anzahl der Blutungen kann auf diese Weise im Jahr von normalerweise 13 auf zwei bis vier reduziert werden. Werden z. B. vier Pillenpackungen, die jeweils 21 Tabletten enthalten, ohne die 7-tägigen Einnahmepausen angewendet, so kann eine blutungsfreie Zeit von 12 Wochen erzielt werden.

Die Vorteile: Durch den Langzyklus wird Frauen in erster Linie die Selbstbestimmung über ihre Menstruation ermöglicht, ein Effekt, der für viele nicht nur mit einer Verbesserung der Lebensqualität z.B. bei Reisen oder im Urlaub, sondern auch mit der Erhaltung der Leistungsfähigkeit verbunden ist. Insbesondere Frauen, bei denen die Menstruation mit Beschwerden verbunden ist, profitieren davon.
Im Langzyklus haben Frauen statistisch signifikant weniger Kopf- und Bauchschmerzen, sowie ein besseres Wohlbefinden, als Frauen unter normalem Einnahmemodus. Aus medizinischer Sicht ist der Langzyklus sicher und führt nach Absetzen rasch zu normalen Zyklen, wie eine Studie an Biopsien des Endometriums gezeigt hat.

Es hat keinerlei Auswirkung sowohl auf Ihre Gesundheit als auch auf die verhütende Wirkung der Pille, wenn Sie die Pille einige Zyklen ohne Unterbrechung einnehmen. Lassen Sie sich von Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt die 3-Monats-Pille oder ein Ein-Phasenpräparat verschreiben – damit können Sie die Regelblutung am einfachsten verschieben, denn alle Pillen einer Packung enthalten dieselbe Menge an Hormonen und haben dieselbe Farbe. Nehmen Sie daher die Pille beispielsweise statt 21 Tage bis zu 180 Tage hintereinander ohne Unterbrechung und machen dann sieben Tage Pause. Solange Sie die Pille einnehmen, kommt es zu keiner Unterbrechung des Verhütungsschutzes.

Spätestens nach 6 Monaten Langzyklus sollte eine Blutung ausgelöst werden, um die inzwischen gewachsene Schleimhaut in der Gebärmutter auszustoßen.
Quelle: diepille.info

Menstruationsmanagement: Der Umgang mit der Pille

‚Die Regel um ein paar Tage verschieben’ war für die erste Generation Frauen, die mit der Pille verhütet haben eine besondere Annehmlichkeit: Wenn sie rechtzeitig vor Schulexkursionen oder einer Flugreise mit der Gynäkologin, dem Gynäkologen sprachen, konnten sie die oft schmerzhaften und unangenehmen Tage auf einen weniger störenden Termin verschieben.

Inzwischen geht frau mit der Pille selbstverständlicher um als damals, sieht sie eher als ‚nützliches Werkzeug’ statt als medizinischen Eingriff. Ferner möchten die meisten Frauen nicht nur die Zahl und den Zeitpunkt ihrer Kinder, sondern auch die Häufigkeit und den Zeitpunkt der Regel selbst bestimmen. Entsprechend gaben im Österreichischen Verhütungsreport fast 40 Prozent der befragten Frauen an, dass sie eigene Erfahrungen mit dem Menstruationsmanagement haben: 4 Prozent nehmen die Pille regelmäßig über einen längeren Zeitraum ein, um sich die Entzugsblutung zu ersparen, 14 Prozent machen es hin und wieder. Vor allem junge Frauen zwischen 21 und 29 Jahren lassen sich von der ‚Regelblutung’ nicht mehr so „regelmentieren“, wie es ihre Mütter noch erlebt haben.

Mit einiger Verzögerung hat auch die Industrie auf das geänderte Konsumentenverhalten reagiert und eine Pille entwickelt, die ohne Unterbrechung drei Monate lang eingenommen wird. So hat frau also nur viermal jährlich ‚ihre Tage’.

 


Verhütungsreport 2012, www.verhuetungsreport 2012

Dieser moderne Umgang mit der hormonellen Verhütung ist medizinisch sogar zu empfehlen: Das Wohlbefinden der Frauen steigt messbar, Kopf- und Bauchschmerzen nehmen ab und nach dem Absetzen der Pille werden rasch wieder normale Zyklen erreicht.